„Mein Ex ist ein Narzisst“, „Ich lebte in einer toxischen Beziehung“. Diese Formulierungen werden oft im Zusammenhang von gescheiterten oder ungesunden Beziehungen verwendet. Dabei wird der Begriff „Narzissmus“ häufig auch schon bei leicht gehobenem Selbstwertgefühl verwendet – und dies verharmlost das Krankheitsbild der echten narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Doch was ist überhaupt eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Nach den amerikanischen Kriterien DSM-5-TR müssen mindestens fünf der folgenden Merkmale erfüllt sein:
- ein übertriebenes, unbegründetes Gefühl der eigenen Bedeutung und Talente (Grandiosität)
- Die Beschäftigung mit Phantasien von unbegrenzten Erfolgen, Einfluss, Macht, Intelligenz, Schönheit oder der vollkommenen Liebe
- Der Glaube speziell und einzigartig zu sein und sich daher nur mit Menschen auf höchstem Niveau verbinden wollen
- Der Wunsch, bedingungslos bewundert zu werden
- Ein Gefühl des Anspruchs
- ausnutzen anderer, um eigene Ziele zu erreichen
- Mangel an Empathie
- Neid auf andere und der Glaube, von anderen beneidet zu werden
- Überheblichkeit und Hoffart
In der ICD-10 (der internationalen Klassifikation) wird die Narzisstische Persönlichkeitsstörung unter F60.8 „Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen“ codiert.
Die Symptome müssen in der Kindheit/Jugend begonnen haben, zeigen sich im Erwachsenenalter und sind andauernd und tief verwurzelt. Betroffene Personen leiden darunter und ihre berufliche und soziale Funktionsfähigkeit ist gefährdet.
Die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose, d.h. organische Ursachen und andere psychische Störungen müssen ausgeschlossen sein, um eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostizieren zu können. Sie ist schwierig und deren Behandlung ist noch schwieriger und zeitaufwendig. Als Psychotherapie kommen psychodynamische Verfahren wie z.B. Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie, die Mentalisierung-basierte Therapie (reflektieren und regulieren von Emotionen sollen gelernt werden) Übertragung-fokussierte Psychotherapie (arbeiten mit der aktuellen Beziehung zwischen Therapeut*in und Patient*in) in Frage. Helfen kann auch eine kognitive Verhaltenstherapie zur Verbesserung der Beherrschung.
Da die Störung in der Kindheit und Jugend begonnen hat und tief in der Persönlichkeit wurzelt, ist unabhängig vom gewählten Verfahren viel Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen notwendig, um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen.
04.08.2024