„Aufschieberitis“

Wer kennt das nicht: Pünktlich mit den besten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet und spätestens nach drei Tagen schleicht sich wieder der Schlendrian ein. Die Wohnung immer noch nicht aufgeräumt, berufliche Termine nicht eingehalten, beim Studium immer noch nicht mit der Bachelorarbeit angefangen oder die Ausbildung fast fertig und das Berichtsheft ist immer noch leer. Ein bisschen Trödeln, eine gewisse Faulheit gehört zum normalen Leben dazu und kann sogar recht erholsam sein. 

Ein ernstes Problem besteht erst, wenn dieses Verhalten trotz ernsthaften beruflichen und persönlichen Konsequenzen beibehalten wird. Dann liegt der „Aufschieberitis“ bzw. Prokrastination, wie der medizinische Fachbegriff heißt, eine mangelhafte Fähigkeit der Selbststeuerung zugrunde. Besonders betroffen sind Menschen, die ihren Alltag weitgehend selbst und eigenverantwortlich gestalten können wie z.B. Studierende, Journalist*innen oder auch in Heimarbeit Tätige.

Aber warum kommen manche Menschen unter gleichen äußeren Bedingungen besser zurecht als andere? Dies liegt an unterschiedlicher Veranlagung und betrifft vor allem biochemische Faktoren im Gehirn, welche die Handlungskontrolle bestimmen, Situationen und deren Ausgang beurteilen und ggf. vor negativen Konsequenzen warnen. Daher können Betroffene ihr Verhalten nicht so einfach von heute auf morgen ändern, aber mit viel Ausdauer und geeigneten Strategien lässt sich oft eine deutliche Besserung erzielen.

Hier ein paar Tipps, was gegen „Aufschieberitis“ helfen kann:

  • Alltag strukturieren mit Hilfe eines Kalenders oder einer Aufgabenliste. Die Aufgaben nach Wichtigkeit kennzeichnen, um Prioritäten zu setzen.
  • Ein ablenkungsarmes Arbeitsumfeld schaffen: Handy weglegen oder zeitweise ausschalten. Für Mails und Nachrichten der sozialen Netzwerke bestimmte Zeiten reservieren. Sich morgens nicht vom Handy, sondern von einem separaten Wecker wecken lassen und das Handy vor dem Schlafengehen ausschalten.
  • Kleine, gut erreichbare Ziele setzen. Die Qualität so gut wie nötig, nicht so gut wie möglich!
  • Anfangen, auch wenn der Termin (scheinbar) noch weit weg ist. Was weg ist, ist weg.
  • Erfolge sollen und wollen gelobt und belohnt werden. Dafür nicht auf andere warten, sondern sich selbst loben und belohnen.
  • Manche Aufgaben benötigen Geduld. Größere Aufgaben in Teilaufgaben gliedern und jede Teilaufgabe würdigen.
  • Versagen als Lernprozess begreifen und daraus lernen, anstatt in Schuldgefühle zu versinken.

Oft können Betroffene mit diesen Tipps, konsequent längere Zeit angewandt, ihr Verhalten schon selbst deutlich verbessern. Darüber hinaus gibt es Beratungsangebote z.B. für Studierenden an den Universitäten. In schweren Fällen, wenn ein Alltagsleben nicht mehr möglich ist, sollten Betroffene psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.